Altiports mit dem UL

Warum nicht mit einem UL ein Wochenende in die französischen Alpen?

Mitte Juli 2016 hat­ten wir, Peter Ocker und Robert Haag ein Wo­chen­en­de ge­fun­den an dem wir beide Zeit hat­ten und zudem Pe­trus uns hold war. Nach in­ten­si­ver Vor­be­rei­tung ging es am Frei­tag­nach­mit­tag in der CT-SW D-​MDGG los.

Im Ge­päck nur das nö­tigs­te für zwei Tage sowie ent­spre­chend Sprit um die Al­ti­ports ent­spre­chend ge­wichts­op­ti­miert zu er­rei­chen. Aus­ge­rüs­tet mit dem Wis­sen um die so­ge­nann­ten Al­ti­ports/ Al­ti­sur­faces (eine Kom­bi­na­ti­on aus „altitude“ und „aéroport“) und dem fran­zö­si­schen Funk­ver­kehr flie­gen wir mit dem Mis­tral im Rü­cken nach Megève, un­se­rem ers­ten Zwi­schen­stopp. Die 434 Meter „lange“ Lan­de­bahn hat eine Nei­gung von 9% und am Ende der Bahn emp­fängt einen ein of­fe­nes Hal­len­tor sowie im An­schluss di­rekt die senk­rech­te Fels­wand. Man ist über­wäl­tigt von die­ser ganz an­de­ren Art von Flie­ge­rei in den Ber­gen. Für Al­ti­ports gibt es ein ei­ge­nes An- und Ab­flug­pro­ze­de­re. Das Über­flie­gen der Bahn im schrä­gen „Ge­gen­an­flug“ bringt Klar­heit über Platz, Wind und Ver­kehr. Die Lan­dung auf der stark an­stei­gen­den Asphalt­bahn er­for­dert Kon­zen­tra­ti­on, denn hier muss eine Kom­bi­na­ti­on aus Steig­flug und Lan­de­an­flug voll­führt wer­den.

Nach dem Auf­set­zen wird der Flie­ger so­fort merk­lich lang­sa­mer und zum Ab­stell­platz auf dem Pla­teau muss noch­mal rich­tig Gas ge­ge­ben wer­den.

Unser ei­gent­li­ches Ziel, die Alm St. Roch–Maye­res, liegt 8 Flug­mi­nu­ten wei­ter auf 5100ft. Peter te­le­fo­niert wie­der ein­mal mit dem Hüt­ten­wirt Ro­bert, des­sen „Fran­zö­sisch“ eine in­ter­es­san­te Sprach­kom­bi­na­ti­on aus schweiz-​ita­lie­ni­schem Fran­zö­sisch mit Ber­ge­in­schlag ist. Er er­war­tet uns schon und hat uns vor­ge­merkt für Über­nach­tung und Lan­dung (nur 1 Lan­dung pro Tag er­laubt), ge­mäht ist aber nicht, er hatte noch keine Zeit, Kühe mel­ken hatte Prio­ri­tät.

Ein Über­flug zeigt dem ge­schul­ten Se­gel­flie­ger­au­ge, dass der Gras­be­wuchs in der Bahn­mit­te we­ni­ger dicht und nicht so hoch ist. Wir ent­schlie­ßen uns zur Lan­dung auf der 330 Meter lan­gen Gras­pis­te die einer be­grün­ten Ski­sprung­schan­ze gleicht. Vor­sorg­lich wur­den die Rad­schu­he schon in Me­ge­ve de­mon­tiert und im Ge­päck­fach ver­staut. Der An­flug auf den Hang neben der Berg­hüt­te sowie die mäch­ti­ge Fels­wand am Ende der Piste ist her­aus­for­dernd und be­ein­dru­ckend zu­gleich. Die Ent­schei­dung für einen Ab­bruch des An­flugs muss hier recht­zei­tig ge­trof­fen wer­den denn Durch­star­ten gibt es in der Ge­birgs­flie­ge­rei nicht. Durch­ge­beu­telt von den ab­klin­gen­den Böen des Mis­trals sitzt auch hier die Lan­dung.

Wäh­rend Peter ver­sucht den Bau­ern vom Mähen der Piste zu über­zeu­gen, ver­an­kert Robby die D-​MDGG im hohen Gras. Der Bauer ist ein­sich­tig und mäht uns einen schö­nen Strei­fen für den mor­gi­gen Start. Man muss schon zu­ge­ben, die CT SW auf der Alm ver­mit­telt nicht un­be­dingt das Bild von art­ge­rech­ter Hal­tung, es ist eher wie ein Sport­wa­gen auf Off­road-​Ex­pe­di­ti­on.

Die Berg­wan­de­rer stau­nen nicht schlecht als wir mit Ruck- und Schlaf­sack aber ohne Berg­schu­he und Stö­cke in der rus­ti­ka­len Berg­hüt­te mit Ma­trat­zen­la­ger ein­lau­fen. Zwar ist der Mont Blanc ge­gen­über noch in Wol­ken, diese lich­ten sich aber wäh­rend des Abend­es­sens und las­sen den immer wei­ßen Berg im Abend­rot re­gel­recht glü­hen. Welch An­blick beim Fei­er­abend­bier!

Am nächs­ten Mor­gen Start, wir schau­en uns den höchs­ten Berg der Alpen aus der Nähe an und flie­gen zu Al­ti­port Nr. 3 wei­ter, nach Méribel. Die 406m lange Piste liegt ein­ge­bet­tet in eine Ski­pis­te (Win­ter) / Golf­platz (Som­mer). Ca. 500m vor dem Auf­setz­punkt liegt der "point of no re­turn“, sprich ab hier muss ge­lan­det wer­den da die um­lie­gen­den Ski­lif­te und die Be­wal­dung ein durch­star­ten un­mög­lich ma­chen. Ge­parkt wird vor der Apre Ski Bar.

Der Flug­platz­chef teilt mit uns sein In­si­der­wis­sen über die schöns­te Route in Rich­tung Can­nes, und wir flie­gen durch die be­ein­dru­cken­den fran­zö­si­schen See­al­pen. In Can­nes je­doch herrscht ein Chaos im Funk, nicht die Spur der Chan­ce sich zu mel­den. We­ni­ge Tage vor­her gab es das schreck­li­che At­ten­tat an der Ufer­pro­me­na­de von Nizza, und da der Flug­ha­fen von Nizza des­halb ge­schlos­sen war flo­gen wohl alle nach Can­nes. Da pass­te so ein UL nicht in die War­te­schlan­ge und wir wur­den höf­lich ge­be­ten, uns einen an­de­ren schö­nen Flug­platz an der Cote d'Azure zu su­chen. Na gut, dann eben kein Sprung ins Mit­tel­meer son­dern Wei­ter­flug nach Sis­te­ron.

Dort ist es auch schön, die Un­ter­kunft in der „Do­mai­ne de Fom­be­ton“ ge­hört einer alten Mo­tor­sport-​Freun­din von Peter. Sie holt uns mit ihrem VW-​Bus ab, hat schon vier leere Sprit-​Ka­nis­ter mit­ge­bracht, muss aber wie­der in ihre Küche – denn 18 mo­tor­rad­fah­ren­de Gäste wol­len ver­sorgt wer­den. Sie er­klärt uns den Weg zur nächs­ten Tank­stel­le, und Robért und Pier­re – so fran­zö­sisch füh­len wir uns in dem fran­zö­si­schen Bus – gon­deln ge­las­sen zur Tanke, holen Sprit und tu­ckern zum Flug­platz zu­rück, um die CT zu tan­ken.

Ein schön her­ge­rich­te­tes Bau­ern­haus hat sie da, und wir füh­len uns so­fort wohl.

Scha­de dass es am nächs­ten Mor­gen schon Sonn­tag ist, und nach reich­hal­ti­gem Früh­stück wir den Rück­flug an­tre­ten müs­sen. Adieu Pro­vence, und es geht an Alpe d Huez vor­bei zu­rück nach Deutsch­land. Na­tür­lich nicht ohne in Win­zeln beim Ita­lie­ner zu stop­pen und ge­müt­lich das Wo­chen­en­de aus­klin­gen zu las­sen. Die See­al­pen haben uns mal wie­der ihre schöns­te Seite ge­zeigt.

Au re­voir, et à bientôt – also auf Wie­der­se­hen und bis bald.